Lebensbaustelle oder
Bausteine des Lebens?

Rangergeschichte

Nationalpark Ranger Christian Leimberger (Gesäuse) baut Wege in die Natur, bereitet aber auch Wege in die Herzen der Nationalparkbesucherinnen und -besucher. "Die Wege, die wir persönlich gehen, haben meistens unterschiedliche Richtungen und Verläufe. Der Respekt zu Mutter Natur sollte allerdings immer Begleiter sein - auch wenn man gelegentlich vom Weg abkommt."

Ein Mann in grüner Uniform.
(c)Heinz Peterherr

Ein schöner Frauenschuh

Die Hitze staut sich im schottrigen Haindlkar. Eine technisch fordernde Sanierung des markierten Wanderweges durch einen Bachlauf steht an. Die Schulkinder sollen auf diesen 15 Metern lernen, was es bedeutet, alpine Wege zu erhalten. Wie geht das? Und weshalb eigentlich? Schwere Steine bewegen, Baumstämme mit einfachem Werkzeug manipulieren oder Steinstufen bauen, das kommt gut an. Und Anpacken ist genau das Richtige. Der Aspekt des Naturschutzes schwingt mit, spielt aber nur eine Nebenrolle. Ein Paar, gehobenen Alters, geht talwärts und bleibt bei uns stehen: „Entschuldige, leihst ma‘ kurz Dein‘ Krampen bitte?“. „Sicher, wir g’frein uns immer über Hilfe“, entgegne ich begeistert. „Na, na, i brauch' den nur zum Ausgrob’n. Do hinten woa a schena Frauenschuah, woasst!“

Der Wanderer hatte natürlich keine Ahnung, wer der Mann mit der Wegmacherhaue war. Naturfreund, Bergsportler, Alpenvereinsfunktionär, Bergretter, Wegebauer, Nationalpark Ranger und Nationalpark Organ der steiermärkischen Naturschutzbehörde. Nach einem freundlichen Informationsgespräch ging er ohne Frauenschuh seiner Wege. Zu hoffen bleibt, dass er seine Liebe zur Natur nun überdenkt. Wo wir beim Kern der Sache wären…

Blume mit einem Mann der im Hintergrund arbeitet.
(c)Christian Leimberger

Ein neuer Weg

Nachdem ich 2012 der Baubranche den Rücken gekehrt hatte, begann ich mein Leben auf andere Beine zu stellen. Die Ausbildung zum Nationalpark Ranger fügte sich genauso in mein Bild, wie die Bauleitung einer groß angelegten Sanierungsoffensive heimischer Wanderwege, aus der letztlich das Unternehmen steig.at entstanden ist. Die Besucherlenkung sollte für eine zukünftig stärkere Frequentierung vorbereitet werden. Drei Sommer lang wurden die markierten Wege der Gesäuseberge wieder in einen „wanderbaren“ Zustand gebracht. Die Bilanz: 450km Wegenetz, in 10.600 Arbeitsstunden, solid und in liebevoller Handarbeit generalsaniert – eine Herkulesaufgabe! Davon bereue ich keine einzige Stunde und keinen einzigen Tropfen Schweiß. Die Erfahrungen, sowohl sozial wie auch naturwissenschaftlich, waren derart intensiv, weil sie unter den besonderen Bedingungen der harten körperlichen Arbeit, dem rauen Umfeld und den verschiedenen Mitarbeitern aus ganz Österreich (sogar Spanien), stattgefunden haben.

Menschen reparieren einen Wandersteig.
(c)Christian Leimberger

Zurück zur wilden Natur

Ständige Veränderung, Lernprozesse, Anpassung - eine Rezeptur, die sich in ähnlicher Form bei den Rangertätigkeiten wieder findet. Zu Beginn meiner Ausbildung konnte ich mir schwer vorstellen, vor einer Gruppe über unsere Natur zu referieren. Mittlerweile wurde der initiale Gedanke, mehr über unseren Lebensraum zu lernen, eine Art Berufung, mit dem Ziel, (jungen) Menschen, den "Draht" zu unserer Lebensgrundlage wieder zum Glühen zu bringen. Dafür braucht es Grenzerfahrungen oder Naturphänomene, manchmal auch nur Worte. Aber immer ist die Ausstrahlung innerster Überzeugung, dass diese Tätigkeit Sinn macht, das ehrlichste und wirkungsvollste Mittel dazu. Manchmal dachte ich, mein Leben ist von zu vielen verschiedenen Jobs, Ausbildungen und Interessen durchwachsen. Über einen längeren Zeitraum betrachtet, ergeben alle meine Stationen Sinn. Sie führen mich immer wieder zurück zum besten aller Lehrmeister – zur wilden Natur.

 

Text: Christian Leimberger

Ein Mann auf einem Wandersteig.
(c)Christian Leimberger

 
 

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